Im zweiten öffentlichen Tagesordnungspunkt geht es um die Klimaanpassungsbemühungen der Stadt.
Das sogenannte "Klimaanpassungsgutachten" (in Kurzform: Klimagutachten) der Stadt Lohr a. Main wurde im Februar 2023 abgeschlossen und vom beauftragten Planungsbüro Dr. Burghardt & Partner aus Kassel in der Stadtratssitzung vom 19.04.2023 dem Gremium vorgestellt und als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (Selbstbindungszweck) beschlossen.
Nun geht es darum mit diesem Gutachten auch tatsächlich zu arbeiten und die Maßnahmen zur Klimawandelanpassung in die Wege zu leiten und umzusetzen. Das Gutachten enthält Daten und Aussagen zu Themenfeldern, welche für den Umgang mit Planungen und städtebaulichen Entwicklungen von großer Wichtigkeit sind. Als Beispiele sind hierfür die umfassenden Angaben zu den lokalen Windverhältnissen mit Kaltluftentstehung und Kaltluftabflussbahnen für die Stadt Lohr a.Main mit ihrer besonderen topographischen Situation (enge Talkessellage) als äußerst wichtige Basisinformationen zu nennen. Allerdings ist hier richtig aktives Handeln weniger möglich. Es ist eher ist ein Verzicht auf Bebauung und ein Unterlassen von verschlechternden Maßnahmen gefordert. Einige Themenfelder, die im Gutachten angesprochen werden, erfordern jedoch aktive Anstrengungen. Vor allem die Handlungsbereiche "Starkregenereignisse und die örtlichen BlueSpots" einerseits sowie "Hitzesommer/Hitzeresilienz" andererseits sind wichtige, nahezu drängende Problempunkte, die von der Stadt Lohr a. Main proaktiv angegangen werden müssen, um Verbesserungen herbeizuführen.
Deshalb möchte die Verwaltung mit genau diesen Themen in die Umsetzung einsteigen.
Folgende Vorgehensweise wird hierzu vorgeschlagen:
Starkregenereignisse und die lokale BlueSpot-Situation
Als "Bluespots" werden große und kleine Mulden oder Senken im Gelände bezeichnet, die sich bei starken Regenfällen mit Niederschlagswasser füllen. Um diese Areale in Lohr a. Main ausfindig zu machen, wurde im Zuge des Gutachtens eine BlueSpot-Analyse durchgeführt. Einerseits ist es nun geboten, diese Rückhaltungen im Gelände zu identifizieren und hinsichtlich Aufnahmefähigkeit zu beurteilen. Darauf aufbauend können Maßnahmen zum Ausbau des jeweiligen Rückhaltevolumens ergriffen (vergrößern, vertiefen, vernetzen) sowie Abflusswege im Falle eines Überlaufens verbessert werden. Andererseits ist es aus Vorsorgegründen angezeigt, das Gelände rings um die Stadt und ihre Ortsteile detaillier- ter auf mögliche Rückhaltepotentiale zu untersuchen, weitere Rückhaltemöglichkeiten zu schaffen und somit sukzessive die örtliche "BlueSpot-Situation" zu verbessern. Der Einstieg in die Detailanalyse und soweit möglich auch die Maßnahmenplanung sollen mittels einer hausinternen Arbeitsgruppe bewerkstelligt werden, die sich aus Vertretern der Lohrer Stadtwerke, der Forstverwaltung, dem städtischen Tiefbau, der Stadtentwicklung und Bauleitplanung sowie der Umweltstelle zusammensetzt. Hierzu wird momentan davon ausgegangen, dass zunächst noch keine Planungsleistungen "eingekauft" werden müssen. Für konkrete Vorbereitungen und die Umsetzung von Maßnahmen ist jedoch damit zu rechnen, dass auch hierfür mittelfristig externe Planungsleistungen zu beauftragen sind.
Hitzesommer und Hitzeresilienz
In diesem Abschnitt geht es um Abkühlung für die Stadt während der hochsommerlichen Hitzeperioden. Das Klimagutachten bescheinigt Lohr a.Main zwar eine gewisse Durchgrünung, stellt jedoch auch lokal deutlichen Verbesserungsbedarf fest, vor al- lem, wenn sich die Hitzeperioden in den Sommermonaten weiterhin derart intensivieren (z. B. weitere Zunahme der Tropennächte). Eine deutlich verdichtete Grünausstattung der Innenstadt und teilweise auch der Orts- teile ist hier notwendig. Neue Baumplanzungen mit hitze- und trockenheitsverträglicheren Arten sind hier ebenso gefordert wie eine noch sehr viel intensivere Dach- und Fassadenbegrünung. Außerdem könnte die Präsenz von Wasser in unterschiedlicher Form für Abkühlung sorgen. Vielleicht sind Sprühanlagen und kleinere Wasserrinnen ein erster Schritt in die richtige Richtung? Weiterhin sind Verschattungsmaßnahmen wichtig und nicht zuletzt wird in diesem Kontext auch über punktuelle Entsieglungen zu diskutieren sein.
Allerdings ist dieses Handlungsfeld kein Tätigkeitsbereich, bei dem man sich rein auf die Expertise der Verwaltung stützen und auf spezifisches externes Planungswissen verzichten könnte.
So geht es hierbei auch um sensible Gestaltungsfragen sowie um hochbautechnische Belange.
Es muss also ein Planungsauftrag an ein Fachbüro vergeben werden. Im Haushalt 2024 soll hierfür eine Summe i. H. v. 35.000 € eingestellt werden. Von diesem Haushaltsansatz könnten dann evtl. auch kleinere Ausgaben bestritten werden, die möglicherweise durch die BlueSpot-Aktivität“ notwendig werden. Beispielsweise sind hier Vermessungsarbeiten denkbar.
Über diese und möglicherweise auch noch weitere Ansätze, wie die Stadt Lohr a.Main den tatsächlichen Einstieg in die Klimaanpassung angehen und vollziehen kann, soll in der Sitzung mit dem Gremium diskutiert werden.
Hierbei wird auch ein Überblick über mögliche Förderoptionen gegeben.
Folgender Beschlussvorschlag ist vorgesehen:
1. Der Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss ist mit der von der Verwaltung vorgeschlagenen Vorgehensweise einverstanden. Das bedeutet, dass
▪ die verwaltungsinterne Arbeitsgruppe „BlueSpots“ organisiert wird und die Arbeit aufnehmen soll und ▪ für den Sachverhalt „Hitzeresilienz“ ein Fachbüro zu beauftragen ist.
2. Diese Klimaanpassungsbestrebungen sind als mittel – bis langfristiges Dauerprojekt zu verstehen.
Unter dem Titel „Klimaanpassungsprojekt“ wird hierfür im Haushalt 2024 ein Betrag von 35.000 € (Vermögenshaushalt) bereitgestellt.
3. Die Federführung für beide Sachverhalte (BlueSpots und Hitzeresilienz) wird der städtischen Umweltstelle übertragen.
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